Auszüge aus "Geithain Journal
II"
Geithainer Originale und Begebenheiten
Kantor Max
Er
hieß Max Andreas und war über Jahrzehnte eine stadtbekannte und
geehrte Persönlichkeit. Jeder alte Geithainer wusste, wer mit "Kantor
Max" gemeint war und heute erinnern sich noch sehr viele an ihn.
Mit der Aufführung seiner "Geithainer Christvesper" in der Nikolaikirche
am 16. Dezember 2000 erinnerten Kirche und Stadt an den langjährigen
Kantor von St. Nikolai. Max Andreas war bis 1946 auch viele Jahre
als Lehrer an der Paul - Guenther - Schule tätig.
Kurt Klein, ebenfalls mehrere Jahre Lehrer an
der Geithainer Schule, erzählt in dem Buch "Von Deutschland nach
Deutschland" viel über seinen Freund und Kollegen Max Andreas. Klein
schwärmt geradezu von seiner Geithainer Zeit. Für ihn ist Geithain
"eine Perle unter den sächsischen Kleinstädten." Zusammen mit Max
Andreas und anderen Kollegen fühlte er sich an der Geithainer Schule
ausgesprochen wohl. Das änderte sich allerdings sehr stark, "als
Eichler kam". Für jüngere bzw. zugezogene Geithainer sei angemerkt,
dass Pg. (Parteigenosse) Walter Eichler am 5. Juni 1939 als Rektor
der Paul - Guenther - Schule berufen wurde.
Kantor Max Andreas kann mit Fug und Recht zu
den Geithainer Originalen gezählt werden. Nicht nur bei Klein kommt
das zum Ausdruck. Auch viele "Ur- Geithainer" von heute könnten
kleine Geschichten, wie die folgende, über ihn erzählen:
Nach der Liturgie der evangelischen Kirche ist
der Kantor im ersten Teil voll integriert. Betritt der Pfarrer aber
die Kanzel und beginnt die Predigt, hat der Organist kurz Pause.
Kantor Max ging dann oft schnell mal hinüber in seine Wohnung zu
einem zweiten Frühstück, war aber rechtzeitig am Ende der Predigt
wieder auf seinem Platz an der Orgel. Es kam jedoch auch schon mal
vor, dass er sich um ein/zwei Minuten verspätete. Mit Ende der Predigt
muss aber die Orgel einsetzen. Das war nun für Kantor Max gar nicht
so tragisch, denn er konnte sich auf seine Kurrende voll verlassen.
Der Kurrendevorsteher, für Anfang der fünfziger Jahre war es eine
Vorsteherin, setzte sich dann eben an die Orgel und spielte die
ersten Takte. Sie konnte sich ihrerseits nun wieder auf Kantor Max
verlassen, der bei diesen Tönen den schönsten Kaffee stehen ließ.
Er kam zurück, rückte neben sein Kurrendemädchen an die Orgel und
setzte deren Spiel "nahtlos" fort. Die Kirchenbesucher haben nie
mitbekommen, wenn das Timing von Kantor Max mal nicht ganz stimmte.
Bild: Karrikatur auf Max Andreas, gezeichnet
von Rudolf Stein, Geithain (Orig. in Besitz von Wolfram Stein)
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