Aktualisiert am 28-Sep-2006  
   
 
 
   
 
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Auszüge aus "Geithain Journal II"

Geithainer Originale und Begebenheiten

Lust statt Frust

Fahrschule heute: Das ist Stress und Hektik und - es kostet viel Geld! Fahrschule damals in den 50er und 60er Jahren in Geithain war für viele ein Vergnügen! "Du brauchst in den Fahrschulwochen kein Radio, Kino oder den Fernseher, die Fahrschulstunden bieten Unterhaltung genug!" - so sagte mancher, der bei Herrn Schenkel das 1 x 1 des Autofahrens erlernte.

Herr Walter Schenkel - "Schenkel Adam" nannten ihn viele - betrieb bis Anfang der Siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Fahrschule. Heute gibt es in Geithain gleich mehrere, damals war Schenkels Fahrschule die einzige in der ganzen Umgebung. Die Leute kamen von weit her, sogar aus der Chemnitzer Region. Wie viele hatten damals schon ein Auto und welch eine paradiesische Ruhe herrschte auf den Straßen!

Unterschiede zu heute gab es im theoretischen Unterricht wie bei den praktischen Fahrübungen. An Fahrtrainer dachte noch keiner. Man setzte sich an das Steuer - keine Ahnung wie und wo etwas ist - und los ging`s. Es gab keine langatmigen Erklärungen und Belehrungen, man musste eben gleich fahren. Da kuppelte und schaltete zwischendurch der Fahrlehrer eben selbst, wenn sich der Schüler zu blöd anstellte. Es war ja manches auch schwieriger als heute. "Zwischengas"- wer kennt das noch?

Der Ton zwischen Fahrlehrer und -schüler war rauh bis derb, aber herzlich und sehr wirkungsvoll. Das galt in erster Linie gegenüber Fahrschülern. "Du bist dümmer als die Polizei erlaubt!" und Ähnliches kam dann gar nicht selten als Reaktion von Herrn Schenkel, wenn der Motor wieder mal abgewürgt wurde. Ganz anders, immer sehr galant und höflich, war Herr Schenkel gegenüber den Schülerinnen. Wer von den älteren Geithainern sieht die Bilder nicht vor sich: Herr Schenkel in seinem "Moskwitsch" mit einer jungen Frau neben sich, sichtlich zufrieden, die vielen Bekannten draußen grüßend, auf Übungsfahrt durch Geithain oder auf den Nebenstraßen in der Umgebung. Die Kaffeepause in einem Dorfgasthof war Ritual. Das Höchste jedoch bildeten die Nachtfahrten!

Im theoretischen Unterricht spielte damals die Technik von Motor und Auto eine wesentlich größere Rolle. In den Unterrichtsstunden musste man eben nicht nur die Paragraphen der STVO und STVZO herunterrasseln können, das Spiel der Ventile, die Kolbenbewegungen und viele weitere technische Dinge mussten ebenso beherrscht werden. Es gab keinen Pardon, notfalls wurden Hausaufgaben erteilt. Jedenfalls musste ich einmal zur nächsten Fahrstunde aus einem Lehrbuch die hydraulische Bremsanlage beim LKW "abmalen". Welch ein Gaudi! Ausgerechnet ein ortsansässiger "Pauker" bekommt eine Strafarbeit aufgebrummt!

Bild: Walter Richard Schenkel, genannt "Adam"

 

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