Der Pulverturm
Die Enzstehungsgeschichte des Geithainer
" Pulverturms "
Der Pulverturm ist der Rest des
ehemaligen Freihofes aus dem 12. Jahrhundert. Er war auch Teil der,
die ganze Stadt umgebenden, Stadtmauer. Die ursprünglich nur die
Nikolaikirche umgebende Mauer, wurde zur Stadtmauer verlängert,
als der Ort etwa 1186 die Marktgerechtigkeit und damit das Stadtrecht
erlangte.
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Mit der Erwerbung des Stadtrechtes ging die Verwaltung aus
den Händen des Schultheißes in die des Bürgermeisters über.
Der erste Bürgermeister wird 1335 erwähnt, ihm stand der Rat
zur Seite. Das Gerichtswesen aber unterstand dem landesherrlichen
Vogt ( Richter ), der im Freihofe wohnte, einem burgähnlichen
Gebäude am nordöstlichen Ende der Stadt. Dessen Turm - der
Pulverturm - ist bis heute erhalten geblieben.
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Da sich das Gemeinwesen kräftig entwickelte
und zu Wohlstand gelangte, war es bemüht, die Gerichtsbarkeit selbst
zu erwerben. Darum erpachtete es 1392 das Recht, über Vergehen niederer
Art zu richten und 1467 auch das Obergericht, das die Stadt ermächtigte,
über " Hals und Hand " zu entscheiden.
1349 ist Heinrich von Almsdorf als Vogt
des Landesherrn mit " Curia et Castrum " - bewährten Hof, genannt.
Vermutlich handelt es sich dabei um den Freihof, das Gut mit der
zum Freiturm gehörenden Wehranlage.
Später wurde ein Teil des Hofes, Ecke Freigarten
an der heutigen Katharinenstraße zum Marstall des Rates. Untergestellt
waren hier die Pferde und Wagen der fürstlichen Hofhaltung und vom
Amt Rochlitz.
Bis etwa 1400 Vogtdinge wurden unter dem
Vorsitz des Vogts durchgeführt ( Vogtdinge = Gerichtsverhandlungen
) .
Jener marktgräfliche Besitz wird später
als " Freiäcker " veräußert ( verkauft ) . Der Freigarten kam an
die Stadt und ist erst von 1700 an bebaut wurden.
1682 - der Kurfürst Johann
Georg III schuf in Kursachsen das stehende Heer und bestimmte
1682 auch Geithain zur Garnisonsstadt. Das Gebäude neben dem
Pulverturm wurde bis 1897 zum " Königlich Sächsischen Proviantamt
" , zuletzt für das II. Königlich Sächsische Ulanen Regiment
Nr. 18 als Versorgungsmagazin. Es ist anzunehmen, daß auch
Kanonenkugeln und Pulver im Turm gelagert wurden. 1914 wurde
das Gebäude neben dem Pulverturm in seine heutige Form umgebaut.
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Anfang 1950 nutzte der Kulturbund
den Pulverturm als Archiv und sammelte schon einige Gegenstände
und historisches Material. Der " Freundeskreis für Heimatgeschichte
" , wie sich die Arbeitsgruppe damals nannte, löste sich auf. Die
historischen Sachen wurden in den sechziger Jahren von Frau Isolde
Kittel, damalige Leiterin des Gnandsteiner Museums, inventarisiert
und im Museum Gnandstein aufbewahrt. Einige Exponate sind in dem
1986 entstandenen " Heimatmuseum " in Geithain zu sehen.
1977 nahm die Fachgruppe " Stadtgeschichte
" den Pulverturm in ihr Programm auf, um ihn zu retaurieren. Anfang
der achtziger Jahre bekam der Pulverturm einen Außen - und Innenanstrich
von der Baufirma W. Steger.
Am 28. 10. 1983 führte die Arbeitsgruppe
eine Pulverturmbesichtigung durch. An ihr nahmen auch Mitglieder
der Arbeitsgruppe " Numismatik " , der Interessengemeinschaft "
Denkmalpflege " und Handwerker Geithains teil.
Es wurde vorgeschlagen, den Pulverturm
mit Strom zu versorgen und Nachtspeicheröfen zu installieren. Die
beiden anderen Fachgruppen stimmten diesem Vorhaben zu. Eine Konzeption
für die Einrichtung des Pulverturms stellte der Vorsitzende der
Ortsgruppen des Kulturbundes Geithain, Dr. Thomas Arnold, am 30.
06. 1985 auf.
Die Fachgruppe " Historische
Waffen " Geithain wurde am 1. 12. 1985 gegründet. Seit dieser Zeit
hat sie die meißte Zeit mit aufgebracht, um die Anregungen zur Nutzung
des Pulverturms in die Tat umzusetzen.
Am 5. 07. 1985 übergibt der Rat
der Stadt den 3 Fachgruppen des Kulturbundes den Pulverturm zur
Nutzung.
Am 13. 01. 1988 wurde der Geithainer
Pulverturm nach Abschluß der Renovierungsarbeiten den 3 Fachgruppen
als ihr neues Domizil übergeben. In der " Leipziger Volkszeitung
" vom 16. / 17. 01. 1988, Nr. 13, ist ein Foto von dieser Übergabe
zu sehen.
Der Pulverturm ist auch ein Teil
des Geithainer Stadtwappens. Die beiden Türme stellen links den
sogenannten " Butterturm " dar, rechts den Pulverturm und in der
Mitte das Obertor.
21. 02. 1988
Karlheinz Oertelt
Leiter der FG Stadtgeschichte
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