Das Torhaus
Zu den ältesten Bauten Geithains gehören die
Stadtmauer, der Pulverturm, die Nikolaikirche auf dem Kirchberg,
das Pfarrgebäude mit Hofmauer und Stützmauer zur Promenade und das
Stadttor.
Als Teil der ehemaligen Stadtbefestigung entstand
das Stadttor mit angebautem Torhaus nach 1200. Es steht als Denkmal
des Städtebaues seit vielen Jahren unter Denkmalschutz und ist Teil
der historischen Stadtanlage. Erstmals wurde in Geithain 1186 mit
" Chiten " als Ort erwähnt. 1209 erlangte Geithain Stadtrecht.
Die Stadt hatte einmal vier Stadttore. Erhalten
ist nur noch das allgemein als " Stadttor " oder " Torhaus " bezeichnete
Tor. Es hat aber noch andere Namen: Altenburgertor, Niedertor, Untertor.
Die anderen Tore waren: Obertor ( 1840 abgebrochen ), Badertor und
Mühltor. Im Mittelalter wurden die Stadttore ständig bewacht; nachts
und bei Gefahr geschlossen. Früher wurden hier auch Zölle für die
Einfuhr von Waren in die Stadt und für das Durchqueren erhoben.
Das erklärt das Vorhandensein eines späteren Zollhauses vor dem
Stadttor.
![](Stadttor.jpg)
Louis Petermann schildert in einer Erzählung
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, als Kriegsvolk in der Ferne
gesichtet wurde, die Situation am Stadttor so: "...Alle wollten
ohne Verzug hinein in den Schutz der Festung, und der Torwächter
mußte zuweilen mit rauhen Worten eingreifen und Ordnung schaffen.
Erst hinter dem letzten Nachzügler schloß er die schweren, laut
ächzenden Torflügel und ließ das eiserne Fallgitter nieder, daß
es rasselte ".
Auf einem Aquarell von 149 des Kunstmalers und
Grafikers Otto Zeising ( 1895- 1984 ) sind " Bauern aus Etzoldshain
dargestellt, die den Richter von Geithain, Heinrich von Almsdorf,
um Aufnahme in die Stadt bitten. Denn durch die Pest standen viele
Häuser leer. Im Jahre 1463, Pestjahr ". Die Szene vor diesem Stadttor
zeigt auch eindrucksvoll das hochgezogene Fallgatter. Zur 800- Jahr-
Feier Geithains 1986 wurde von einem Bürger vorgeschlagen, zur "
historischen Bereicherung " wieder ein Fallgatter anzubringen. An
der Außenseite des Tores sind noch deutlich die Laufrinnen für das
Fallgatter zu erkennen. 1824 wurden im Torhaus eine Wohnung für
den Gerichtsdiener und zwei Gefängnisräume eingebaut.
![](Torhaus.jpg)
Am 14. April 1945 erfolgte der Einmarsch der
Amerikaner mit Panzern und Panzerautos in die Stadt. Dabei wurde
von einem " Sherman "- Panzer das Stadttor bei der Durchfahrt beschädigt.
Eine andere Information besagt, daß vorher beim Rückzug der Deutschen
ein " Tiger "- Panzer im Tor stecken geblieben ist. Dazu existiert
ein Foto, welches das beschädigte Stadttor zeigt.
Das Tor hat an der schmalsten Stelle eine Breit
von ca. 3,50 m. Anfang 1981 wurde das Tor durch einen Geithainer
LKW wieder so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß es für den gesamten
Kraftfahrzeugverkehr bis in den Mai hinein gesperrt werden mußte.
Vier Bogensegmente aus Rochlitzer Porphyrtuff mußten erneuert werden.
Frau Elsa Große ( 1901- 1989 ) war die letzte
Bewohnerin im Torhaus. Vorher soll ein Herr Probst mit Familie hier
gewohnt haben. Ihm oblag die Betreuung der Gaslaternen.
Nach monatelanger gründlicher Rekonstruktion
wurde das Torhaus am 2. Jahrestag der Deutschen Einheit, dem 3.
Oktober 1992, feierlich dem Geithainer Heimatverein e. V. zur Nutzung
und als Domizil übergeben.
Heinz Börner
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