Aktualisiert am 31-Jul-2004  
   
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Rund um Sanct Jacobus in Tautenhain
Von Gottfried Senf

An sehr vielen Stellen chronikalischer Literatur liest man die Aussage, daß die Tautenhainer Kirche am 26. September 1318 durch den Bischof Johann(es) von Merseburg (manchmal heißt es auch Friedrich Johann) auf den Heiligen Jacobus geweiht wurde. Christian Winkler stellte einen seltsamen Widerspruch fest. Seine historischen Studien im Geithainer Pfarrarchiv (u.a. "Neunhöfers Schrift" ), in Zeitschriften aus dem 18. Jahrhundert (u.a. "Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen" 1714 , S. 187) sowie in der "Neue(n) Sächsische(n) Handbibliothek I", 1775, S. 231 führten zu dem Ergebnis, daß dort ebenfalls von einem Johannes als Weihbischof geschrieben steht, es aber 1318 keinen Merseburger Bischof Friedrich Johannes oder Johannes gegeben habe.

Wahrscheinlich hat es ganz früh einmal eine Verwechslung gegeben und in allen weiteren Mitteilungen wurde der Fehler übernommen. Ob im "Vollständigen Staats- Post und Zeitungs- Lexikon von Sachsen" 1824, in der "Sächsischen Kirchengalerie" 1860, in den Tautenhainer Kirchennachrichten, den (unveröffentlichten) Niederschriften von Florus Blume zur Tautenhainer Dorfgeschichte, ja selbst zur Einweihung der erneuerten Jacobuskirche 1952 und auf einem der Emporebilder von Felixmüller [--> Seite 74] - immer und überall ist von Bischof Johannes von Merseburg die Rede. Aber, wie oben schon gesagt, es gibt bis dato noch keinen Originalbeleg zur Weihe von Sankt Jacobus in Tautenhain. Außerdem muß unterschieden werden zwischen dem Diözesanbischof und dem ihm unterstellten Weihbischof.

Letzteres hat offenbar zu der Verwechslung geführt. Bischof von Merseburg war von 1300 bis 1319 [L:40, S. 516] Heinrich III. von Pagk. Im Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg [L:41, S. 570] ist unter dem Jahr 1316 eine Mitteilung über Johannes vicarii maiores zu lesen. Und dieser Johannes, der Generalvikar, praktisch ein Stellvertreter des Bischofs, war es wohl, der die Tautenhainer Kirche geweiht hatte. Die eigentliche Weiheurkunde sei im Jahre 1714 noch vorhanden gewesen, wie Schumann [L:38, S. 622] schreibt. In dieser Urkunde sei der Ort Tutenhagen genannt worden.

Ebenso chronikalisch zu werten ist die Aussage, in dem steinernen Altartische befänden sich unter einer Marmorplatte noch jetzt einige Reliquien, die man bei der Weihe des Altars hineingelegt habe. [L:5]. Dass aus vorreformatorischer Zeit praktisch nichts mehr vorhanden ist, verwundert nicht, wenn wir den Satz lesen "1539 wurde Tautenhains Kirche vom Papismus gereinigt" [L:5]. Andreas Kleeberg aus Colditz wird als erster evangelisch-lutherischer Pfarrer genannt. 1693 war Johann Buchner Pfarrer in Tautenhain. Im Archiv ist von einer Klage dieses Pfarrers gegen Kaspar Kirsten, Müller zu Tautenhain, wegen Ablieferung des Kirchenzehnten zu lesen. [L:8] Die Versorgung des Pfarrers sowie die "Betriebskosten" für die Kirche beruhten hauptsächlich auf der Grundlage von Pfarr- und Kirchlehen. "Der Zehnte" diente Ende des 17. Jahrhunderts offenbar noch zusätzlich zur finanziellen Sicherung von Pfarr- und Kirchbetrieb. Die Lehrerbesoldung und die Unterhaltung der Schule wurden durch die Einwohner des Ortes aufgebracht. Während die Bezahlung des Pfarrers schon Anfang des 19. Jahrhunderts durch übergeordnete Kirchenverwaltungen erfolgte, erhielt der Lehrer noch bis 1918 sein Geld von der Gemeinde.

Im Jahre 1703 verrät uns ein Dokument etwas über "Die zwischen dem Pfarrer Bee-rensprung und den Gemeinden zu Tautenhain und Ebersbach enthaltenen Irrungen." Dort geht es um "die Entheiligung des Feiertages durch Zechen und Tanzen." [L:10]

Die Ebersbacher Kirche, und viel später auch die von Nauenhain, waren Filialkirchen. der Tautenhainer Jacobskirche. "Die Kirche hat ein Filial zu Ebersbach, steht unter der Inspection Kolditz und unter der Collatur des Oberconsistoriums." [L:38] Das gilt noch für 1824. Ottenhain wird Mitte 19.Jh. zum Teil nach Tautenhain, zum anderen Teil nach Geithain eingepfarrt. Davor gehörte Ottenhain über viele Jahrzehnte kirchenorganisatorisch zu Hopfgarten. Schließlich kam 1932 Nauenhain als Filialkirche zu Sankt Jacobus hinzu. Im Rahmen der damals vorgenommenen Um-strukturierung wurde nur noch ein Pfarrer statt zwei für Tautenhain/Ebersbach/ Nauenhain/Ottenhain angestellt. Der im Dorf sehr beliebte Tautenhainer Pfarrer Karl Kunze mußte zugunsten des älteren Nauenhainer Pfarrers Welker weichen. Dieser ging 1939 in den Ruhestand. Als Nachfolger wurde Christian Winkler eingesetzt, der aber bereits nach wenigen Monaten zum Wehrdienst eingezogen wurde. Bis zum Ende des Krieges wurden Gottesdienst und die anderen kirchlichen Dienstangelegenheiten über Vertretungen aufrecht erhalten.

Im Tautenhainer Kirchenarchiv [L:5] ist vermerkt, dass 1789 eine neue Orgel ein-gebaut worden ist. Welche Orgel vorher existierte und ob die heutige noch die von 1789 ist, konnte bisher noch nicht herausgefunden werden.

Das 19. Jahrhundert beginnt, den Eintragungen im Kirchenarchiv entsprechend, geradezu kriminell. Der Bauer Krause (seit 1838 Gut Kern), spendete 1803 der Kirche ein neues Ornat, bestehend aus grünem Tuch mit Fransen und Litzen zum Bekleiden von Kanzel, Altar und Taufstein. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 1807 wird in der Kirche eingebrochen. Der Dieb entwendete nicht nur das Tuch, sondern auch zinnerne Leuchter, Kannen und sogar die Altarkerzen. Es war schon ein Schock für die Tautenhainer. Noch im selben Jahr wurde durch Spenden von Dorfbewohnern der Verlust zum Teil ersetzt. Die Kirche verkaufte aus ihrem Wald 5 Eichen, "um zu Geld zu kommen! ." [L:5] Aber 12 Jahre später, in der Nacht vom 25. zum 26. April 1819, wurde erneut eingebrochen. Doch diesmal konnte der Dieb, ein Mann aus Thierbaum mit Namen Eube, bei Grimma gefaßt werden. Er hatte das kostbare Tuch bereits zerschnitten und das Wachs der Kerzen eingeschmolzen. "Durch Wohltaten einiger Einwohner wird alles restauriert.", lesen wir im Tautenhainer Kirchenarchiv.[L:5]

Nach 1820 werden die Nachrichten wieder freundlicher. Alles erfahren wir aus der Sächsischen Kirchengalerie von 1860. Es setzt eine rege Bautätigkeit ein. So wird 1824 an der Kirche "der spitzige Turm derselben völlig abgetragen und ein neuer erbaut." [L:9,S.38] Das heutige Pfarrgebäude entsteht 1830 [L:9] Bis dahin war es sicher ein normales Wohnhaus innerhalb des Pfarrgutes, welches noch bis 1945 als Vierseithof gut erkennbar war. Schon 9 Jahre später wird das neue Schulhaus eingeweiht.[--> Seite 80] Seit 1820 war Lehrer Johann Werner angestellt. 1839 gab es 76 Schulkinder und es wurde im alten Schulhaus doch zu eng. Die Gemeinde zahlte Lehrer Werner 200 Taler pro Jahr. [L:9,5]

Zum Ende des 19. Jahrhunderts finden sich im Kirchenarchiv [L:5] drei Nachrichten: Im Oktober 1877 erfolgt eine Reparatur am Turmknopf. Das ist insofern etwas verwunderlich, da der Turm ja erst 1824 neu gebaut wurde. Aus der Eintragung geht aber nicht hervor, dass die Reparatur etwa nach einem Unwetter notwendig

Auszug aus dem Tautenhainer Dorfbuch Gottfried Senf. Buchvorstellung hier.

 

 

 
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