Aktualisiert am 08-Aug-2005  
   
   
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Familienroman

Wer hätte das gedacht. Die Bücher des Kölner Autors Selim Özdogan haben wir schon früh entdeckt. Vielleicht lag es am heiteren Titel des ersten Romans “Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist“, dass dieses Buch gelesen wurde. 1995 war das und, so viel soll gesagt werden, das Lesen machte genauso viel Vergnügen, wie der Titel verspricht. So wäre dieses also ein Tip für alle jungen Leute, die noch ein paar lockere Sprüche für die nächste Party brauchen.

Bis zum neuesten Titel „Die Tochter des Schmieds“ kamen noch mehrere interessante Bücher. Stories zum Beispiel, die in Ihrer geschliffenen Sprache und scharfer Beobachtung viel Grundsätzliches im Alltag erhellen. Das klingt philosophisch und damit kompliziert. Ist es aber gar nicht – jedenfalls nicht in Özdogans Geschichten. Die Protagonisten sind zumeist junge, moderne Menschen um die 30. Das Roadmovie „Im Juli“, ein Hit des Sommerkinos der 90er Jahre, wurde nach einem dieser rasant-spannenden Bücher gedreht.

Mit einer Familiengeschichte hat sich Selim Özdogan literarisch indes noch nicht beschäftigt. Es gelingt ihm für dieses Sujet wieder eine adäquate, andere Sprache zu finden. So ist auch der neue Roman wieder ganz leicht zu lesen und doch begleiten den Leser die Figuren viel länger, als nur während des Lesens. Poetische und klare Sprache sind die Worte und Bilder in denen sich die karge anatolische Landschaft spiegelt. Farbig und einfühlsam findet er Worte für Gül, die Tochter des Schmieds, dessen Lieblingstochter.

Als ihre Mutter, die so „schön ist wie ein Stück vom Mond“ stirbt, fühlt sich Gül für ihre Geschwister verantwortlich und lädt sich damit eine fast zu grosse Bürde auf. Ihre glückliche und fröhliche Kindheit endet jäh. Auch Gül hat Träume und Sehnsüchte, aber sie hat nie gelernt, etwas für sich zu fordern. So verläßt sie die Schule ohne Abschluss, heiratet mit fünfzehn einen Mann, den sie nicht liebt und folgt ihm mit einem Pappkoffer und ohne Hoffnung in ein Land, dessen Sprache sie nicht spricht.

Und dann – gibt es hoffentlich eine Fortsetzung von Güls Geschichte.

 

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