Schlink,
Bernhard; Popp, Walter
Selbs Justiz
Zürich ; Diogenes, 1987
Im ersten Band der Trilogie um den alternden
Privatdetektiv Gerhard Selb führen uns B. Schlink und W. Popp in
die Welt der Bundesrepublik südlich des Mainz in den satten Jahren
vor 1989.
Selb wird vom Direktor eines großen Chemiekonzerns,
der gleichzeitig sein Schwager und bester Freund ist, beauftragt,
einem "Hacker" das Handwerk zu legen. Dieser ist für Unregelmäßigkeiten
im Computersystem der Firma verantwortlich. Einigen Mitarbeitern
wurde zuviel Gehalt überwiesen, die Bestellung von hundert Rhesusaffen
auf hunderttausend geändert und ähnliche Kleinigkeiten stören den
Geschäftsablauf. Da die Auftragslage für einen Detektiv im besten
Rentenalter nicht gerade rosig ist, nimmt Selb den Auftrag an. Mit
zum Teil unorthodoxen Ermittlungsmethoden ist der Fall ziemlich
schnell gelöst. Aber damit ist die Geschichte noch lange nicht zu
Ende. Selb traut der ganzen Sache nicht und ermittelt auf eigene
Rechnung weiter. Seine Recherchen konfrontieren ihn immer stärker
mit seiner Vergangenheit als Nazistaatsanwalt und der zwielichtigen
Rolle seines Schwagers. Er muß sich seiner Schuld und den daraus
resultierenden Folgen stellen. Denn nach zwei Morden wird Selb klar,
wie sehr er damals und jetzt erneut aus Profitsucht anderer beruflich
ausgenutzt wurde und findet als Ahndung dafür eine eigenwillige
Lösung.
Auch in den Fortsetzungen "Selbs Betrug" und
"Selbs Mord" agiert der Protagonist nicht als grantelnder Alter,
der nostalgisch auf seine Nazi-Vergangenheit zurückblickt im Gegenteil,
Selb ist ein wacher Beobachter seiner Umwelt und des politischen
Umfeldes. Teils kritische, teils witzige ironische Erzählelemente
machen die anspruchsvollen Kriminalromane zu einer empfehlenswerten
Unterhaltung auch als Urlaubslektüre.
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