Aktualisiert am 15-Jun-2005  
   
   
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Mulot, Sibylle

Nachbarn.
Zürich : Diogenes, 1995

Das unscheinbare Buch beginnt wie eine stimmungsvolle Reisebeschreibung mit der lyrischen Schilderung einer lieblichen Landschaft am Fuße der Vogesen.

Gleichsam von oben schwebend wie eine lange Kameraeinstellung öffnet sich langsam, fast bedächtig der Blick auf eine kleine Stadt, Parisey. Beginnend am verwunschenen Dorfteich, ahnungsvoll als Quellwasser vorgestellt, schauen wir in die Runde. Als würde ein kleiner Stein mitten im Wasser nach und nach immer grössere Kreise ziehen, entwickelt sich diese Geschichte vom dörflich-nachbarlichen Zusammenleben zur Parabel schicksalhafter Lebensläufe.

Gemächlich lernen wir die Hauptfiguren Reneè und ihre Mutter Judith kennen. Sie sind eingesponnen in die kleinen Dinge des Alltags mit den vielen vertrauten Mustern. Nur undeutlich zeichnen sich anfangs die unbeantworteten Fragen der Vergangenheit ab. Etwas Drohendes scheint indess über allem zu schweben. Selbst in den immer wiederkehrenden wundervollen Landschaftsbeschreibungen scheinen die Geister der Vergangenheit nicht weit zu sein. Denn in den letzten Kriegstagen des Sommers 1944 kamen viele Menschen unter ungeklärten Umständen zu Tode. Auch Reneès Vater gehört dazu. Noch nach 40 Jahren unter dem Verdacht des Verrats leidend, will Sie wissen und verstehen. Und einer, der dabei war, bricht endlich sein Schweigen ...

Sibylle Mulot wurde 1950 in Reutlingen geboren. In ihre Lieblingsbücher schrieb sie schon bald mit fester Hand: »Dieses Buch khört mir.« Aus derselben Zeit stammt die Überzeugung, empfangenes Lesevergnügen müsse man, egal auf welche Art, weitergeben. Sie studierte Germanistik und Romanistik und promovierte 1977 über Robert Musil. Danach Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Heute wohnt Sibylle Mulot mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Frankreich. Für "Nachbarn" erhielt sie 1995 den Ersten Preis "Éditeur en langue allemande" des Salon de l'Alsatique de Marlenheim.

 

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