Auszüge aus "Geithain Journal
II"
"Zum Geleit"
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
im Dezember 2000 erschien "Geithain Journal"
erstmalig. An eine Weiterführung dachte ich damals noch nicht. Die
fast durchweg positiven Lesermeinungen trugen mit dazu bei, ein
"Geithain Journal II" auf den Weg zu bringen. Nun ist es geschafft.
Ich freue mich, wieder unmittelbar vor dem Weihnachtsfest, Ihnen
die neuen "Beiträge zur Stadt- und Schulgeschichte" vorstellen zu
können.
Form und Inhalt dieses zweiten Journals entsprechen
natürlich wieder seinem Titel und Untertitel. Wenn auch die Stadt-
und Schulgeschichte im Zentrum stehen, ist die vorliegende Schrift
eben ein "Journal" und keine streng chronologische Zusammenstellung
von historischen Ereignissen und Prozessen. Es sind B e i t r ä
g e zur Stadt- und Schulgeschichte - nicht mehr und nicht weniger!
Es soll sogar noch weiter eingegrenzt werden: Es sind Beiträge zur
jüngsten Geschichte. Die Fachleute nennen es Z e i t g e s c h i
c h t e. Es geht um das 20. Jahrhundert, die Zeit der gegenwärtig
Lebenden und die ihrer Eltern und Großeltern. Wer zeitgeschichtliche
Themen, noch dazu die der regionalen Zeitgeschichte, bearbeitet,
steht vor Problemen der besonderen Art. Sie werden im ersten Kapitel
dieser Schrift in großen Zügen dargestellt.
Themenmischung charakterisiert ein Journal.
Verschiedene Themen setzen aber eine Themenauswahl voraus. Gerade
bei zeitgeschichtlichen Problemen zur ehemaligen DDR stellt sich
oft die Frage, ob bisher überhaupt in der Region darüber gesprochen,
geschrieben bzw. veröffentlicht oder über Jahrzehnte darüber geschwiegen
wurde. Das Kapitel "In memoriam Eberhard von Cancrin" gehört zu
dieser Themengruppe. Aber auch die biographischen Beiträge zu Pfarrer
Gerhard Pfeiffer und Kantor Max Andreas sind Erstveröffentlichungen
für Geithain und Umgebung. Im Zusammenhang mit der Biographie von
Gerhard Pfeiffer werden Bereiche angesprochen, die den regionalen
Rahmen überschreiten. Kirchgemeinde und Stadt Geithain gehörten
in den 1930er Jahren zu den Zentren der Bekennenden Kirche in Deutschland.
Neben Themen, die bisher hier in der Region nie angesprochen wurden,
stehen solche, über die in den vergangenen Jahrzehnten schon viel
öffentlich gesprochen und geschrieben wurde. Infolge der jeweils
herrschenden Ideologie und der zentralen Lenkung von Veröffentlichungen
geschah Vieles einseitig und tendenziös. Insbesondere gilt das für
die Zeit 1933 bis 1945. Erst eine umfassendere Betrachtung, die
auch den Alltag einer Kleinstadt in dieser Zeit nicht ausblendet,
kann mithelfen bei der Überwindung von Klischeedarstellungen der
einen oder anderen Art. Das 8 Kapitel "Aus der Geithainer NS- Zeit"
will diesem Ziel näherkommen. Für Meinungsäußerungen gerade zu diesem
Abschnitt danke ich allen Lesern bereits jetzt. Kontroverse Ansichten
zu zeitgeschichtlichen Themen sind etwas ganz Natürliches. Das Gegenteil
wäre ( und war es auch lange Zeit) unnatürlich! Viele Leser von
"Geithain Journal I" haben mir Mut gemacht, solche Themen auch in
der vorliegenden Schrift nicht auszusparen, wenn sie beispielsweise
äußern: "Das Aufgreifen und die Bemühungen um eine sachliche und
objektive Darstellung von Ereignissen zur jüngsten Geschichte verdienen
Anerkennung."
Die Geithainer Schulgeschichte ist gegenüber
Journal I in dieser Schrift kurz gehalten. Schulstifter und Schulbau
wurden bereits ausführlich behandelt, wesentlich neue Erkenntnisse
haben sich seit 2000 hier nicht ergeben, und schließlich sollte
dem im kommenden Jahr 2005 anstehenden Jubiläum "80 Jahre Paul -
Guenther - Schule Geithain" nicht zu sehr vorgegriffen werden. Die
4 Unterabschnitte stellen deshalb lediglich einen Nachtrag zu den
Ausführungen in Journal I dar.
"Die kleinen Geschichten zu Geithainer Originalen
und Begebenheiten gefallen mir am besten." In diese Richtung gehen
die Meinungen besonders bei alteingesessenen und ehemaligen Geithainern,
die natürlich durchweg keine Berufshistoriker sind. Waren in Journal
I diese "Geschichten" eingestreut in die sachlich- historischen
Beiträge, habe ich mich in der vorliegenden Schrift für ein geschlossenes
Kapitel "Erinnerungen, Geschichten, Anekdoten" entschieden. Zur
Geschichte einer Stadt gehören nun einmal Geschichten zu ihren Menschen,
Erinnerungen an stadtbekannte Personen oder an besondere Begebenheiten
im Stadtalltag zurückliegender Zeiten. Die Aufnahme des Kapitels
erfolgte, weil es dem Charaker eines "Journals" entspricht. Hauptgrund
war jedoch, dass Darstellungen dieser Art bisher stets Interesse
und freudige Aufnahme fanden. Schließlich gibt es moralischethische
Gründe. Vieles würde ohne schriftliche Fixierung ganz einfach vergessen
werden. So ist das letzte Kapitel "Erinnerungen ..." auch als eine
Würdigung ehemaliger Geithainer gedacht, um diese schlicht vor dem
Vergessenwerden in einer hektischen Zeit zu bewahren. Die Auswahl
dieser Geithainer - vom Bierkutscher bis zum Arzt - erfolgte keinesfalls
zufällig, viel mehr lagen ihr rein menschliche Gesichtspunkte zugrunde.
Zahl und Qualität der Bilder sind für heutige
Ansprüche sehr bescheiden. Es war jedoch nie ein Bilder-, sondern
stets ein L e s e - buch beabsichtigt. Der enge Kostenrahmen kam
hinzu. Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, beim Lesen dieser
Schrift Freude und Entspannung!
Gottfried Senf
Geithain, im Dezember 2004
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