Aktualisiert am 18-Mär-2005  
   
   
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Tokarjewa, Viktorija
Eine Liebe fürs ganze Leben
Erzählung - Zürich: Diogenes, 2003

Viktorija Tokarjewa wurde 1937 in Leningrad geboren, diplomierte an der Leningrader Musikhochschule als Pianistin und arbeitete kurze Zeit als Klavierlehrerin. Sie begann früh zu schreiben und immatrikulierte sich schließlich an der Moskauer Filmhochschule im Drehbuchfach, die sie 1968 mit einem Diplom abschloss. Fünfzehn ihrer Drehbücher wurden bislang verfilmt.

In der Erzählung "Eine Liebe fürs ganze Leben" lernen wir die Russin Irina aus Baku kennen. Ihr Ehemann hat mit seiner Geliebten das Weite gesucht und die junge Frau muß die beiden Kinder allein groß ziehen. Den Glauben an die große Liebe hat sie verloren. Doch da tritt völlig unerwartet der Aserbaidschaner Kjamal in ihr Leben. Kjamal ist jung, schön, und er riecht nach Erdbeeren, Johannisbeerblättern und frischem Heu. Bis zum Tod will er mit Irina zusammenbleiben, aber heiraten kann er sie nicht, schließlich ist sie eine Andersgläubige. Die Jahre vergehen, die Sowjetunion fällt auseinander und in Aserbaidschan bricht der Bürgerkrieg aus. Irina muß das Land verlassen und will bei ihren Kindern in Moskau unterkommen. Doch die haben bereits ihr eigenes Leben. Sie kämpft sich durch, mit Hartnäckigkeit und einer Portion Unverfrorenheit meistert sie ihr Leben. Und was daran nicht so ist, wie sie es gern hätte, ignoriert sie, wenn sie es nicht ändern kann. So wie Irina jahrelang nicht wahrhaben will, dass der schöne Kjamal längst verheiratet ist.

Tokarjewas Erzählung ist die filmische Ausbildung anzumerken: In schlichter, schnörkelloser Sprache werden Bilder aneinandergereiht und mit wenigen Strichen die Szenen skizziert. Die Figuren gewinnen ihren Charakter durch ihre Gesten, durch kleine alltägliche Handlungen. Die Autorin beobachtet sie zugleich mit großer Sensibilität und kühler Distanz, schreibt eine "russische Soziologie en miniature", meist melancholisch, aber stets mit lakonischem Humor.

 

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