1. Bodenreform in Prießnitz 1945
von Harry Günther
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde
in Sachsen aufgrund einer Verordnung der Landesregierung vom 1.
September 1945 die Bodenreform durchgeführt. Dies traf natürlich
auch auf Prießnitz zu.
In Sachsen war dieser Verordnung eine
Volksbefragung vorausgegangen. Mit deren positivem Ergebnis ist
die Reform legitimiert worden. Nach der Verordnung wurden alle landwirtschaftlichen
Betriebe mit einer Nutzfläche von über 100 Hektar sowie Betriebe,
deren Besitzer sich im Nazi-Regime schuldig gemacht hatten, oder
nicht politisch passten, entschädigungslos enteignet. Das Rittergut
der Familie Vogel in Prießnitz war größer als 100 Hektar und wurde
daher aufgeteilt. 1946 stand für die Bevölkerung die Sorge um das
tägliche Brot im Vordergrund, ständiger Hunger war bestimmend. Es
bestand die Aufgabe, die Felder zu bestellen um ernten zu können.
Mit der Zuteilung von Bodenreformland
bekamen vor allem die Umsiedlerfamilien eine Grundlage für den Aufbau
einer neuen Existenz. Mit der Form der Neubauern sollte sicher gestellt
werden, dass die vorhandenen Bodenflächen alle bewirtschaftet wurden.
Es wurde auch damit argumentiert, das es an Produktionsmitteln für
die großen Produktionsflächen mangelte. Aber vielmehr fehlte es
an den Führungskräften für diese Großgüter, da das Personal entweder
deportiert oder geflüchtet worden war.
Gegenseitige Hilfe von Alt- und Neubauern
war zwingend, um zu überleben. Fachlich im Bezug auf die Neubauern
und materiell personenbezogen für die Altbauern, denen Personal
fehlte. Technisch vordergründig im Bezug auf die Neubauern, denen
es für de Bewirtschaftung ihrer kleinen Flächen an passendem Gerät
mangelte und durch gegenseitiges Verleihen ausgeglichen wurde.
In Prießnitz erhielten Neubauern am 25.
Oktober 1945 ihre Urkunden für ihr eigenes Stück Land. Das Rittergut
Prießnitz mit einer Gesamtfläche von 511 ha mit Wald, Wiesen, Ackerland
und einem Viehbestand von 10 Pferden, 45 Rindern, 38 Kalben und
74 Schweinen wurde an 29 Neubauern aufgeteilt. Auf diesem wurden
dann die Neubauernhäuser in Gemeinschaftsarbeit errichtet.
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