Geithainer Postgeschichte
Sonderausstellung des Geithainer
Heimatmuseums
Von Museum Geithain
Ab dem 3. April 2003 zeigt das
Geithainer Heimatmuseum „Das Geithainer Postwesen jetzt und
annodazumal“.
Geithains Postgeschichte reicht
zurück bis in das Jahr 1727, als der Rat der Stadt zur Beschaffung
und Aufstellung der beiden Postmeilensäulen verpflichtet wurde.
Die Briefe Adam Fr. Zürners, im Geithainer Stadtarchiv aufbewahrt,
belegen uns diesen Vorgang. Wenige Jahre später wird durch
den Barbier Johann Benjamin Nilius in seinem Haus des 2. Stadtviertels,
heute Chemnitzerstraße 29, eine Postagentur eröffnet
– das geschah im Jahr 1734. Und fast genau gegenüber
in der selben Strasse befindet sich heute die Agentur der Deutschen
Post AG im Ladengeschäft Elektro-Löffler. Vorher hat die
Postverwaltung in Geithain z.T. große Gebäude genutzt.
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Die schön rekonstruierte
Fassade in der Bahnhof-/R. Kochstrasse trägt noch heute das
Wappen der Kaiserlichen Reichspost. Der Besucher des Heimatmuseums
findet es dort auf dem Posthausschild wieder, kann es aber auch
auf den Knöpfen einer Ostuniform betrachten.
Ein schönes Holzmodell einer
Postkutsche soll an die Zeit erinnern, als Geithain schon im Jahre
1734 „Halteposten des Chur-Sächsischen Postwagens“
wurde. Der Postillion , der uniformierte Postler, hat mit einem
Signalhorn seine Ankunft und Abfahrt gemeldet. Das Posthorn ist
erhalten geblieben und liegt in der Vitrine.
Ein Jahrhundert danach werden
Morse-Apparate auch für die gewerbliche Nutzung zur Verfügung
gestellt. Der technisch versierte und interessierte Besucher findet
eine Maschine, die die gesendeten Zeichen sogar ausdruckt. Wieder
einhundert Jahre später ist die Ein- und Ausgabe lesbar, weil
sie die Buchstaben unserer Sprache nutzt. Dies geschieht mit einem
sogenannten Fernschreiber, auch Telex genannt. Auch eine Wähl-Nebenstellen-Anlage
wird im geöffneten Zustand gezeigt. Als ein Beispiel für
eine Zeit, in der noch keine Elektronikbausteine bekannt waren und
verwendet wurden.
Das war auch im Jahre 1900 noch
nicht anders. Wie damals die Geithainer telefoniert haben, zeigen
uns die Beispiele der ersten Fernsprechapparate, gebaut aus bestem
Material. Anfangs noch ohne Wählscheibe, später trotz
Wählscheibe noch handvermittelt im Fernverkehr mit dem „Fräulein
vom Amt“. Mancher Museumsbesucher wird sich noch an solche
Vermittlungsanlagen von dieser Größe erinnern können.
Erstaunlich ist die gute Erhaltung
zahlreicher Formulare der Post aus weit zurückreichenden Jahren.
1855 und 1861 in Geithain abgestempelte Scheine kann man betrachten
und sich darüber wundern, wie weit zurück bereits alles
so geordnet gewesen ist wie heutzutage. Aber auch die Formulare
werden ausgestellt, die jetzt der Postkunde verwendet. Erkann meist
nicht seine Handschrift ausdrücken wie ehemals, sondern muss
in Buchstabenkästchen den Eintrag vornehmen. Diese Formblätter
werden elektronisch verarbeitet, weil sie die wichtigen Informationen
im EAN-Code gespeichert haben, der mit einem Lasergerät gelesen
werden kann.
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Überall sind heute Elektronik-Bausteine
für die Wirksamkeit der Geräte zuständig, meist für den Anwender
aber nicht sichtbar. Auch die elektronischen Briefe, eMail genannt,
werden im Computer über ein Zeichenerfassungsprogramm erstellt,
dann umgewandelt in binäre Zeichen, nämlich 0 und 1, um elektrisch
durch die Telefonleitung zum Zentralcomputer zu fließen. Der Versand
geschieht sekundenschnell – kein Brief kann auf herkömmliche Weise
mit diesem Tempo Schritt halten.
Noch
ganz mit Hilfe der frühen Organisation wurde von 1953 bis 1992
der Postzeitungsvertrieb für den Kreis Geithain im Gebäude
an der oberen Bahnhofstrasse abgewickelt. 180 Mitarbeiter haben
seinerseits eine Vielfalt von Tages- und Wochenzeitungen sowie von
Fachzeitschriften an über 12.000 Bezieher verteilt. Für
ihre überdurchschnittliche Leistung sind diese Leute öffentlich
vom damaligen Staat belobigt worden. Heute befindet sich in diesem
Gebäude der Stützpunkt Geithain der Niederlassung Briefpost
Leipzig der Deutschen Bundespost AG.
Freude zu vermitteln, in schöner
Gestaltung, ist früher mittels Schmuckblatt-Telegrammen möglich
gewesen. Aus verschiedenen Zeiten findet der Besucher solche Beispiele.
Eines davon lässt beim Öffnen sogar Musikklänge ertönen.
So hat jede Epoche ihre Besonderheiten hervorgebracht, die heute
wieder im Geithainer Heimatmuseum zu bewundern sind.
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