Heimatmuseum Geithain
Ein Rückblick - Das Handwerk in Geithain
Das Städtische Heimatmuseum
führt in einer Sonderausstellung die Besucher zu Arbeitsbeispielen,
so zu Werkstücken, zu Werkzeugen und Innungsordnungen von zahlreichen
Gewerken,
die in Geithain eine lange Tradition haben oder, leider, gehabt
haben. Darunter sind bekannte Handwerke wie die Schuhmacher, Schneider
und Zimmerleute, aber ebenso die jetzt nicht mehr in der Stadt ausgeübten
Berufe der Leineweber, Sattler und Strumpfwirker.
Der Betrachter erhält auf Schrifttafeln Erläuterungen
zum Verständnis der unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten.
Denn in der heutigen Zeit, die von der Elektronik bestimmt wird,
ist die Kenntnis von manchen Handwerken längst in Vergessenheit
geraten, die jedoch in vergangener Zeit in Geithain zahlreiche Mitglieder
gehabt haben und für das städtische Gewerbe von Bedeutung
gewesen sind.
Die Größe der Ausstellungsräume beschränkt
leider die Anzahl der Ausstellungsstücke. Moderne Gewerke sind
deshalb nicht anzutreffen. Es sei daran erinnert, dass das Heimatmuseum
auch die Aufgabe der Wissensvermittlung, der Bildung der Besucher,
vor allem der Schüler wahrnimmt. So erklärt
sich Auswahl und Darstellung der Exponate. 14 handwerkliche Berufe
sind vertreten, einige davon arbeiten noch heute.
Geithain gehörte früher zu den sächsischen Mittelpunkten
der Leineweberei. Sie kann ihre Tradition in die Zeit vor 1407 zurückverfolgen.
Leider gibt es nur wenige Ausstellungsstücke, die diesen Beruf
charakterisieren. Mit Text und Bildern wird aber dem Streit der
Leineweber mit den Fleischern gedacht, der im schönen Marktbrunnen
den Geithainern und ihren Besuchern nahgebracht wird. Jüngeren
Datums ist der Beginn der Strumpfwirkerei in Geithain (bald nach
1700), deren Meister schon 1760 einfache Maschinen für ihre
Produktion von Schlauchwaren für Strümpfe und Handschuhe
eingesetzt haben. Auch hier kann der Besucher ein wichtiges Ereignis
erfahren: Paul Günthers Arbeit an einer solchen ausgestellten
Maschine.
Auch das Handwerk der Bäcker ist seit 1564 in Geithain mit
einem städtischen Privileg geschützt. Wie aber haben die
Backwaren ausgesehen, die die Meister gemäß ihrer Ordnung
auf den Wochenmarkt liefern mussten? Deshalb wird der Betrachter
neben alten Rezepten auch gefertigte Backwaren betrachten können,
um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Diese Gegenstände
bilden einen besonderen Höhepunkt im Rundgang der Ausstellung.
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Von der Arbeit des Sattlers zeugt
das ausgestellte Kummet. Schon das Wort ist heute in der Stadt selten
verständlich. Die Ausstellung gibt Informationen über
seine Anfertigung und seinen Nutzen. Über seine Anwendung geben
farbige zeitgenössische Bilder Auskunft.
Einen anderen Höhepunkt bildet die Schuhmacherwerkstatt: dem
Besucher wird ein Einblick in den Arbeitsablauf gegeben, der trotz
sitzender Tätigkeit nicht ohne Kraftanstrengung zu bewältigen
ist. Heute unterstützen Maschinen diesen Arbeitsaufwand.
Wünsche zum Wohle des Geithainer Handwerks mögen die nachstehenden
Zeilen ausdrücken, die ein Maurerpolier im Jahre 1732 vorgetragen
hat:
"Es lebe Fürstenhof, samt allen Ingenieuren, so durch
den Fleiß beym Bau Augusti Ruhm vermehren, es leb ein Edler
Rath und gantze Stadt Gemein, so Gott und ihrem Fürst mit Treu
ergeben seyn. Es leben noch darzu die sämtlichen Gewercken,
Gott wolle ihre Hand bey diesem Baue stärcken."
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An einigen Wochenenden lädt
das Museum zur Teilnahme an praktischen Vorführungen ein. Da
wird getöpfert, geschmiedet oder gewebt zum Anfassen, für
Groß und Klein.
Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Ausstellungsstücke,
die von zahlreichen Leihgebern stammen, denen das Heimatmuseum dafür
dankbar ist, aber auch aus dem Fundus des Museums entnommen sind.
Und nutzen Sie das Angebot, Handwerksmeistern bei ihrer Arbeit zuzuschauen.
Liste der ausgestellten Handwerke und
ihrer Leihgeber bzw. Stifter
Bäcker: E. Börnge
Böttcher: D. Neubert
Drechsler: D. Feig
Fleischer: B. Schuhknecht
Glaser: H. Sell
Leineweber: Heimatmuseum
Sattler: R.Nieniann, M. Weber, Kreishandwerkerschaft
Schneider: Heimatmuseum
Schuhmacher: H. Bierbaum K. Böhme
Stellmacher: R.Teichmann, J. Weber
Strumpfwirker: Stadtmuseum Burgstädt
Tuchweber: U. Dreßler
Ziegelstreicher: H.J. Diederichs
Zimmermann: K. Hahn, F. Rätsch
In den nächsten Wochen werden
wir in SACHSKULTHUER.DE einige Handwerke genauer vorstellen. Na
dann immer mal wieder bei uns reinsehen.
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