Aktualisiert am 27-Jul-2004  
   
   
   
   
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Martha Tetzel ein Tautenhainer Original
von Gottfried Senf

 


Winterliche Dorfstraße in Tautenhain, v. Conrad Felixmüller, um 1950

"Tetzel Martha" war über Jahrzehnte ein Tautenhainer Original. So wird sie gar nicht zufällig im Vordergrund des obigen Bildes erschienen sein. Es ist durchaus anzunehmen, daß Felixmüller bei der Konzipierung seines Tautenhainer Winter-bildes Martha Tetzel bewußt einbezogen hat. Der Maler hat in seinen knapp 20 Tautenhainer Jahren die Menschen des Dorfes sehr genau gekannt. Das zeigt sich auch in vielen anderen Bildern aus dieser Zeit. [--> Seite 70] Martha Tetzel gehörte mit Hund, Rucksack und Handkorb (wie auf dem Bild dargestellt) zum Tautenhainer Straßenbild der 40/50er Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Das ist aber nicht der Hauptgrund, weswegen sich viele ältere Tautenhainer an sie erinnern. Man konnte sie damals ganz regelmäßig am Sonnabendabend in der Gaststätte von Heinz Schwarze im Unterdorf sehen. Es war eine ungewöhnliche Doppelkopfrunde, die da hinten in der Ecke der Gaststube am Stammtisch saß:

Drei ältere Herren und eine Frau! Tetzel Martha spielte nicht nur ganz zünftig mit, sondern war sogar Hauptperson, denn sie führte die Kasse! Das Gerücht wollte nie verstummen, dass sie diese gelegentlich zum Nachteil ihrer drei Männer führte! Adolf Kratz aus Tautenhain erinnert sich noch gut an die deftigen Worte von Paul Schwarze, wenn er sich mal wieder von Martha besch.... fühlte.

Schwarze Paul - Fleischer, Viehhändler und Gastwirt - war kein Mann der leisen Töne und gewähl-ten Worte. Mit seinem gezwirbelten Bart erschien er uns Jüngeren Anfang der 50er Jahre wie ein Relikt aus Kaisers Zeiten. Ich erinnere mich, dass ich beim Betreten der Gaststube von Paul Schwarze oft mit dem lauten Ruf "Senff von Pilsach" be-grüßt wurde. Ich wußte nie, was der damit wohl meinte. Jahrzehnte später las ich die Bismarck- Biographie von Engelberg. Da tauchte der Name auf. Dieser Senff von Pilsach war um 1895 ein bedeutender Staatssekretär in der Reichsregierung. Paul Schwarze war in dieser Zeit ein ganz junger Mann.

Die Bedeutung Conrad Felixmüllers für Tautenhain geht über die Emporebilder in der Jacobuskirche des Ortes weit hinaus. Die Bilder zum Dorfalltag spiegeln den Zeitgeist sehr gut wider. Es wundert deshalb nicht, wenn Menschen unserer Region die Tautenhainer Zeit als bedeutsam in seinem bildnerischen Schaffen bezeichnen.

Dass Kunstkritiker und Kunsthistoriker hier anderer Meinung sind, überraschtnicht. Als Beispiel diene die Meinung eines Kunstexperten, der sich in der Nr.27/ 97 des "Spiegel" anl. des 100. Geburtstages Felixmüllers und einer Ausstellung in Dresden zu dessen Lebenswerk äußerte.

Auszug aus dem Tautenhainer Dorfbuch Gottfried Senf. Buchvorstellung hier.

 
 
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