Aktualisiert am 27-Jul-2004  
   
   
   
   
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Don Camillo und Peppone in Tautenhain
Von Gottfied Senf

Vielen Älteren ist der französische Schauspieler Fernandel sicher noch in Erinnerung. Zusammen mit Cino Cervi war er Hauptdarsteller in dem französisch - italienischen Gemeinschaftsfilm "Don Camillo und Peppone". 1952 hergestellt, wurde der Film in den 50er Jahren auch in den Kinos der DDR gezeigt (s.u.). Cervi spielte den kommunistischen Bürgermeister Peppone in einer italienischen Kleinstadt und sein Widerpart war der Ortspfarrer Don Camillo alias Fernandel. Jeder versuchte den anderen irgendwie auszutricksen, immer um die Gunst der Leute buhlend auf Kosten des jeweils anderen. Das alles in heiterer und komödienhafter Darstellung, auch Dank der schauspielerischen Leistung Fernandels, des Mannes mit dem unverwechselbaren "Pferdegesicht".

Anfang der 50er Jahre gab es in Tautenhain eine Parallele zu dem Film. Der Peppone hieß Karl, hatte 1945 die Ortsgruppe der KPD gegründet und war Standesbeamter in Tautenhain. Don Camillo würde "Bruder Heinz", dem evangelischen Pfarrer von Tautenhain, entsprechen. Eigentlich war es aber eher dessen Ehefrau Maria, die mit Eifer die Interessen der Evangelischen Kirche vertrat, beispielsweise die Einhaltung der dörflichen Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen.

Alfred, aus Schlesien stammend, und Elfriede, echte Tautenhainerin, wollten heiraten. Seit Februar 1945 lebten die Flüchtlinge aus Schlesien mit den Alttautenhainern zusammen. Unter den jungen Leuten bildeten sich bald "gemischte Paare". Das war hier nicht das Problem. Etwas schwieriger gestaltete sich schon, dass ein Katholik und eine Evangelische heiraten wollten. Man einigte sich bei den Brauteltern auf eine katholische Trauzeremonie, dem Brautpaar selbst war der religiöse Unterschied ohnehin schon nicht sehr bedeutend.

Wer trauen sollte, war klar. Wo die Trauung stattfinden sollte, wurde zum Problem. Es gab noch nicht die katholische Kapelle draußen an der Frankenhainer Straße. Die Katholiken aus Tautenhain und den umliegenden Dörfern durften ihren Gottesdienst in der Tautenhainer Kirche abhalten. So ganz einfach kam übrigens diese Lösung durchaus nicht zustande. Nun aber stand eine katholische Trauung durch einen katholischen Pfarrer in einer evangelischen Kirche auf der Tagesordnung. Das ging, besonders aus Sicht der Pfarrersfrau Maria, wohl doch zu weit. Kurz, es wurde schlicht untersagt, die Trauung in der Kirche abzuhalten. Dass am gleichen Tag ein rein evangelisches Paar aus Tautenhain sich ebenfalls trauen lassen wollte, wurde als ein Grund angeführt. Die Lösung des Problems erinnert nun an den oben erwähnten Film.

Standesbeamter Karl hatte als Kommunist gegenüber dem Dorfpfarrer und der Kirche überhaupt, egal ob evangelisch oder katholisch, natürlich sein spezielles, parteigemäßes Verhältnis. Und wie Peppone den Don Camillo immer mal auszutricksen versuchte, überwand sich Karl, nur um im "Fight" mit dem Tautenhainer Pfarrer zu "punkten". Das Standesamt selbst befand sich im Wohnhaus des Standesbeamten. So kam es, daß Elfriede und Alfred in einem Zimmer des Hauses unten standesamtlich und danach, einen Stock höher, nach allen Regeln katholisch ge traut wurden. Das Ganze richtete man zeitlich nun auch noch so ein, dass am Ende dieser katholischen Hochzeit im Privathaus des Kommunisten Karl die Glocken der evangelischen Kirche von Tautenhain läuteten, offiziell zu Ehren des gerade geschlossenen rein evangelischen Ehebundes des anderen Tautenhainer Paares.

Nachtrag:

1. Ob der Film "Don Camillo und Peppone" wirklich in DDR- Kinos gezeigt wurde, ist unter Zeitzeugen noch umstritten. Die einen glauben sich daran zu erinnern, die anderen sind eher der Meinung, dass sie den Film nur aus dem "Westfernsehen" kennen. Das Filmmuseum in Potsdam teilte auf Anfrage mit: Nach Durchsicht der einschlägigen Verzeichnisse scheint es sicher, dass der Film niemals in Kinos der DDR gezeigt wurde.

2. Die erste katholische Hochzeit in der evangelischen Kirche von Tautenhain wäre der obige Fall nicht gewesen. Das hier Probleme entstanden, hing offensichtlich mit dem Pfarrerwechsel zusammen. Das Ehepaar Rätsch aus Geithain ist 1947 in der Tautenhainer Kirche katholisch getraut worden. Dies zu genehmigen, war für Christian Winkler, der zu dieser Zeit noch Pfarrer in Tautenhain war, kein Problem.

Auszug aus dem Tautenhainer Dorfbuch Gottfried Senf. Buchvorstellung hier.

 
 
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