"Aufruhr" endete für Fritzsching
1523 vor Gericht
Auf den regionalen Spuren der Familie
Frisch
von Dr. Wolfgang Reuter
Wer sich mit der Vergangenheit der näheren und
der weiteren Umgebung Geithains, also mit der sächsischen Geschichte
beschäftigt, wird auf einen Mann stoßen, der im Jahre 1762 zum Vorsitzenden
der Kommission zum Wiederaufbau des Landes berufen und später als
"Friedensminister" tätig geworden ist, mit Namen: Thomas Reichsfreiherr
von Fritsch. Seine Vorfahren stammen aus der Region bzw. aus' der
Stadt Gelthain und sind heute wenig bekannt. Es lohnt sich deshalb
ein familiärer Ausflug in eine weit zurückliegende Zeit.
Im Februar und im Juni des Jahres 1523 muss sich
August Fritzsching aus Obergräfenhain zweimal vorm Amtsrichter in
Rochlitz verantworten wegen "einem Aufruhr", also einer Schlägerei,
in einem Gasthaus in Ratendorf. Die ältesten Nachweise der Fritsch?Familie
finden sich in den Steuerlisten: 1501 ist es Niklas, der Großvater
von Augustin, 1502 aber Thomas, sein Vater; er wird zum Namenspatron
für viele Generationen. Augustin wird als Erbe 1532 Eigentümer des
väterlichen Bauernhofes in Obergräfenhain. Zu dieser Zeit sind im
Dorfe 32 Bauernfamilien und sieben Häuslerfamilien ansässig.
Seit 1573 wohnt Thomas Frizsch, geboren nach
1547, ein Enkel des Augustin, in Altdorf. Vermutlich ist er durch
die Eheschließung mit Margarete Fromelt ein Jahr zuvor in die Nachbarschaft,
Geithains gekommen. Bald Witwer, die erste Ehefrau ist im Kindbett
gestorben, ehelichte er 1578 Margarete Nößel. Erst im Jahre 1589
erwirbt er das Geithainer Bürgerrecht und ein Haus im 2. Stadtviertel,
in der heutigen Chemnitzer Straße (Nr, 54), in dem er mit seiner
Familie wohnt. Wir wissen nicht, welchen Beruf Thomas ausgeübt hat
und wie er dazu kam, den Hauskauf in der Stadt zu finanzieren. Jedenfalls
ist er außerhalb von Geithain im Jahre 1601 verstorben. Sein Haus
wird 1604 von den Erben verkauft.
Sohn Johannes aus der zweiten Ehe des Thomas
ist im Jahre 1579 in Altdorf geboren, dessen gleichnamiger Sohn
kam 1603 zur Welt. Letzterer ist städtischer Röhrmeister gewesen,
also zuständig für die laufende Instandhaltung der Trinkwasserleitung
und der Brunnen, zunächst als Geselle seines späteren Schwiegervaters
und Röhrmeisters Paul Rüdiger, bei dem er vermutlich den Beruf des
Zimmermanns erlernt hat. Dieser ,Hans" genannte Fritzsche hatte
mit seiner Frau Anna zehn Kinder. Ihr dritter Sohn (das siebte Kind)
Johannes (geboren 1635) verließ nach dem Besuch der Lateinschule
Geithain und lernte in Leipzig in der Buchhandlung Schürers Erben.
Sein älterer Bruder Christian studierte in Wittenberg und wurde
Stadtschreiber in Treuenbritzen am Fläming.
Schon vor 1660 wurde Johannes Fritzsche, er nannte
sich seither Johann Fritsch, Geschäftsführer dieser Buchhandlung,
die als größte damals in Deutschland galt. Einige Jahre später heiratete
er die älteste Tochter seines Chefs und Firmeninhabers, die Catharina
Margaretha Götz.
Das spricht für die beruflicheTüchtigkeit des
jungen Fritsch, und führt zu seinem Aufstieg in das Großbürgertum.
Denn sein Schwiegervater hinterließ bei seinem Tode 1672 ein Vermögen
von mehr als 100 000 Gulden, das an fünf Kinder zur Verteilung gelangte.
Zum Vergleich, die Gesamteinnahmen der Stadt Geithain betrugen vor
dem Stadtbrand von 1670 ca. 3000 Gulden, danach weniger als 2000
Gulden jährlich! Der Umfang von Götzes Vermögen ist dem nach unvorstellbar
groß gewesen.
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