Aktualisiert am 21-Apr-2004  
   
   
   
   
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"Aufruhr" endete für Fritzsching 1523 vor Gericht
Auf den regionalen Spuren der Familie Frisch
von Dr. Wolfgang Reuter

Wer sich mit der Vergangenheit der näheren und der weiteren Umgebung Geithains, also mit der sächsischen Geschichte beschäftigt, wird auf einen Mann stoßen, der im Jahre 1762 zum Vorsitzenden der Kommission zum Wiederaufbau des Landes berufen und später als "Friedensminister" tätig geworden ist, mit Namen: Thomas Reichsfreiherr von Fritsch. Seine Vorfahren stammen aus der Region bzw. aus' der Stadt Gelthain und sind heute wenig bekannt. Es lohnt sich deshalb ein familiärer Ausflug in eine weit zurückliegende Zeit.

Im Februar und im Juni des Jahres 1523 muss sich August Fritzsching aus Obergräfenhain zweimal vorm Amtsrichter in Rochlitz verantworten wegen "einem Aufruhr", also einer Schlägerei, in einem Gasthaus in Ratendorf. Die ältesten Nachweise der Fritsch?Familie finden sich in den Steuerlisten: 1501 ist es Niklas, der Großvater von Augustin, 1502 aber Thomas, sein Vater; er wird zum Namenspatron für viele Generationen. Augustin wird als Erbe 1532 Eigentümer des väterlichen Bauernhofes in Obergräfenhain. Zu dieser Zeit sind im Dorfe 32 Bauernfamilien und sieben Häuslerfamilien ansässig.

Seit 1573 wohnt Thomas Frizsch, geboren nach 1547, ein Enkel des Augustin, in Altdorf. Vermutlich ist er durch die Eheschließung mit Margarete Fromelt ein Jahr zuvor in die Nachbarschaft, Geithains gekommen. Bald Witwer, die erste Ehefrau ist im Kindbett gestorben, ehelichte er 1578 Margarete Nößel. Erst im Jahre 1589 erwirbt er das Geithainer Bürgerrecht und ein Haus im 2. Stadtviertel, in der heutigen Chemnitzer Straße (Nr, 54), in dem er mit seiner Familie wohnt. Wir wissen nicht, welchen Beruf Thomas ausgeübt hat und wie er dazu kam, den Hauskauf in der Stadt zu finanzieren. Jedenfalls ist er außerhalb von Geithain im Jahre 1601 verstorben. Sein Haus wird 1604 von den Erben verkauft.

Sohn Johannes aus der zweiten Ehe des Thomas ist im Jahre 1579 in Altdorf geboren, dessen gleichnamiger Sohn kam 1603 zur Welt. Letzterer ist städtischer Röhrmeister gewesen, also zuständig für die laufende Instandhaltung der Trinkwasserleitung und der Brunnen, zunächst als Geselle seines späteren Schwiegervaters und Röhrmeisters Paul Rüdiger, bei dem er vermutlich den Beruf des Zimmermanns erlernt hat. Dieser ,Hans" genannte Fritzsche hatte mit seiner Frau Anna zehn Kinder. Ihr dritter Sohn (das siebte Kind) Johannes (geboren 1635) verließ nach dem Besuch der Lateinschule Geithain und lernte in Leipzig in der Buchhandlung Schürers Erben. Sein älterer Bruder Christian studierte in Wittenberg und wurde Stadtschreiber in Treuenbritzen am Fläming.

Schon vor 1660 wurde Johannes Fritzsche, er nannte sich seither Johann Fritsch, Geschäftsführer dieser Buchhandlung, die als größte damals in Deutschland galt. Einige Jahre später heiratete er die älteste Tochter seines Chefs und Firmeninhabers, die Catharina Margaretha Götz.

Das spricht für die beruflicheTüchtigkeit des jungen Fritsch, und führt zu seinem Aufstieg in das Großbürgertum. Denn sein Schwiegervater hinterließ bei seinem Tode 1672 ein Vermögen von mehr als 100 000 Gulden, das an fünf Kinder zur Verteilung gelangte. Zum Vergleich, die Gesamteinnahmen der Stadt Geithain betrugen vor dem Stadtbrand von 1670 ca. 3000 Gulden, danach weniger als 2000 Gulden jährlich! Der Umfang von Götzes Vermögen ist dem nach unvorstellbar groß gewesen.


 
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