Aktualisiert am 21-Apr-2004  
   
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Geithainer Kalk und Ziegelherstellung

Industriegeschichte 1395 bis 1990

Ausstellung seit dem 17. Oktober 2002 im Geithainer Heimatmuseum in der ersten Etage


"Wer eine gewisse abgetane Rechtssache in Zukunft noch erwähnen, vor allem auf den Bierbänken seine Glossen darüber machen würde, müsse dem Rote ein halbes Fuder Kalk und dem Kurfürsten ein halbes Fuder Bier geben".

So, laut dem alten Stadtbuche, bestimmte es der Rat anno 1463. Die Wettiner bezogen 1394/95 Kollich aus Tutinhayn' für den Schlossbau in Eilenburg.


Dies sind die ersten urkundlichen Hinweise auf die Geithainer Kalkbrennerei nördlich der Stadt.


Die Kolkbörner* verdienten gutes Geld, das gab Streit. Die Kurfürsten und der Stadtrat schafften es nicht in über 200 Jahren eine entsprechende Kalkordnung allseitig durchzusetzen. Die reiche Ausstattung der Nikolaikirche und der Kanlandstube zeugen ebenfalls vom Reichtum durch die Kalkproduktion.


Im 18. Jahrhundert gab es die Kalkgewerkschaft' eine Art Innung. 1816 waren 6 Kalkäfen (Einkammeröfen) in Betrieb. 150 Menschen fanden Arbeit und Brot an den Ofen und in den Kalkbrüchen. Im Jahr wurden 36000 Scheffel (5400 t) gebrannt, wozu 4000 Klafter Holz (7200 Festmeter) benötigt wurden. Neben dem knapper werdenden Holz wurden mehr und Mehr Braunkohlenziegel aus junger Braunkohle von Lausigk, Thierbaum und aus dem Thürnlitzwald angefahren. Die Fuhrleute hatten reichlich Arbeit. Um in den Einkammeröfen eine Temperatur von 1200* C zu erreichen, ist der teilweise Einsatz von Steinkohle aus Zwickau oder Freital im Anfang des 19. Jahrhunderts anzunehmen.


Der Geithainer Graukalk, gewonnen aus dem anstehenden Plattendolomit (Zechstein), war beliebt. Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung und der Verunreinigung durch Tonerde hatte er zementartige Eigenschaften. Burgen und Schlösser, Kellergewölbe, Festungsbauten und Brücken wurden in der Region unter Verwendung Geithainer Kalkes ausgeführt. Zahlreiche Restlöcher zwischen Geithain und Tautenhain, nördlich des Kalkbaches geben Zeugnis eines seit 1972 historischen Industriezweiges.


 
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